Gustav Nottebohm – Beethoveniana – XXIV – cresc…. (Seite 104)

Aufsätze und Mittheilungen von Gustav Nottebohm
Leipzig, Verlag von C. F. Peters 1872

Beethoven schreibt (um 1816) an den Verleger T. Haslinger : Bester!

Füllet den Zwischenraum aus, wenn ihr mich aber schändlich loben werdet, so werd ich mit der Wahrheit herausrücken — Beifolgend die Correct, Ich bitte gefälligst nachdem die Fehler corrigirt sind mir noch morgen zuzuschicken. Ich bitte allzeit nach cresc === diese Art Strichelchen nicht zu vergessen. Gehabt euch wohl
Euer etc. etc. etc. Beethoven.
(Adresse:)
An des Herrn Tobias
Hass u. die Herren lin
wie auch ger
       wohl u. übel gebohren allhier.
Dieser Brief liefert den Beweis, dass die nach einem cresc. stehenden kurzen Striche, wie man sie häutig in Beethoven’s Compositionen (ungefähr vom Jahre 1806 oder von Op. 59 an*) findet, mit Absicht gemacht sind. Es scheint, dass Beethoven von den Strichlein Gebrauch machte, um bei längeren Stellen theils ein allmähliges und gleichmässiges Schwellen des Tones anzudeuten, theils das Ende des Stärkerwerdens genau zu bezeichnen. Sehr oft mündet das cresc.—-in einem f oder ff. Dann ist die Bezeichnung gleichbedeutend mit einem crescendo poco a poco sin al forte u. s. w.   Zur Veranschaulichung folgen hier aus den früher (S. 18) erwähnten geschriebenen Orchester-Stimmen einige Stellen, wo Beethoven die vom Abschreiber weggelassenen (einfachen oder Doppel-) Striche selbst hinzugefügt hat.

Zuweilen geht das cresc.—-in ein plötzliches p über, z. B. ganz am Schluss der Sonate Op. 90. Das blosse cresc. (ohne Striche) kommt meistens bei kürzeren Stellen vor und bezieht sich dann oft nur auf einige Noten, so dass es einem rf (rinforzando) gleich kommt. Man kann aber bemerken, dass sowohl in früheren als in späteren Compositionen die blosse Bezeichnung »cresc.« es oft zweifelhaft lässt, bis zu welcher Note das Crescendo gehen soll. Beispielsweise kann verwiesen werden auf einige Stellen im Trauermarsch der Sonate Op. 26, im Adagio der Sonate Op. 106 u. a. m.
Dass die Strichlein, wenn auch seltener, auch nach einem diminuendo vorkommen, ist selbstverständlich. Im 3. Satz der 7. Symphonie vermitteln sie z. B. den Uebergang von einem p zu einem ppp.

*) In den zwei ersten (bisher mit Nr. 2 und 3 bezeichneten) Leonore-Ouverturen v. J. 1805 und 1806 finden wir die Striche noch nicht; wohl aber in der dritten, mit Op. 138 bezeichneten, von der früher (S. 60 f.) nachgewiesen wurde, dass sie nicht, wie bisher angenommen, im Jahre 1805, sondern im Jahre 1807 geschrieben wurde.

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