Gustav Nottebohm – Beethoveniana – V – Skizzen zum Pianoforte-Concert in G-dur (Op. 58) und zur Symphonie in C-moll (Op. 67). (Seite 10)

Aufsätze und Mittheilungen von Gustav Nottebohm
Leipzig, Verlag von C. F. Peters 1872

Einige zusammengehörende Blätter, welche auf acht beschriebenen Seiten verschiedene Arbeiten und Entwürfe enthalten, geben Gelegenheit, zu beobachten: wie verschiedene, gleichzeitig entstandene Compositionen an gewissen Zügen Theil nehmen; wie das Entstehen und Werden eines Werkes von dem eines anderen abhängig ist.
Das aus vier Noten bestehende Hauptmotiv des ersten Satzes der Symphonie in C-moll ist, seiner rhythmischen Form nach, auch in dem Hauptthema des ersten Satzes des Pianoforte-Concertes in G-dur enthalten. Dort erscheint es als Motiv in sich abgeschlossen, in einer primitiven Fassung: hier als Glied eines grösseren melodischen Ganzen. Dass nun jene primitive Fassung die frühere war und der anderen, zusammengesetzteren vorherging, das zeigen uns die Skizzen. Auf der zweiten Seite der erwähnten Blätter stehen folgende Anfänge und Evolutionen:
und auf der Seite gegenüber beginnt folgender Entwurf:
Man kann hier wohl fragen: Hätte Beethoven den ersten Satz des G-dur-Concertes, so wie er ist, geschrieben, wenn er nicht auch die C-moll-Symphonie geschrieben hätte?
In dem (S. 1 der Blätter) folgenden Entwurf berühren sich zwei verschiedene Sätze:
Dieser Entwurf liefert den Beweis, dass die instrumentale Figur, welche dem Chore der Gefangenen im ersten Finale der »Leonore« zu Grunde liegt, ursprünglich für den letzten Satz des G-dur-Concertes bestimmt war. Und hier kann man fragen: Hätte Beethoven den Chor der Gefangenen, so wie er ist, geschrieben, wenn er nicht auch das G-dur-Concert geschrieben hätte? Unmittelbar nach den zum ersten Satz der C-moll-Symphonie gehörenden Skizzen erscheinen zwei andere abgebrochene Sätzchen, von welchen das erste

zum zweiten Satz der Symphonie gehört, und das andere “ L’ ultimo pezzo”
offenbar zum Finale des nämlichen Werkes bestimmt war Das Vorkommen des letzteren ist wohl ein Beweis, dass von dem letzten Satze der Symphonie, wie wir ihn kennen, damals noch keine Note geschrieben war.
Die Blätter liefern noch ein anderes chronologisches Ergebniss. Seite 5 erscheint eine zum Terzett in F-dur »Gut. Söhnchen, gut« im ersten Act der »Leonore« gehörende Stelle. Die Composition der »Leonore« wurde begonnen frühestemgegen Ende 1804*); beendigt war sie spätestens im November 1805. Nach der Beschaffenheit jener zur «Leonore« gehörenden Stelle sind die auf den Blättern befindlichen Arbeiten in die erste Hälfte des Jahres 1805 zu verlegen. Ist das richtig, so kann man sagen: Beethoven begann die Composition der fünften Symphonie und des Concertes in G-dur im Jahre 1805. Erstere, zu welcher damals nur die ersten Züge geschahen, war fertig im Jahre 1805, vielleicht schon Ende I807. letzteres im April 1807, vielleicht schon 1806.

*) Vgl. Thayer’s «L. v. Beethoven’s Leben« Bd. 2, S 263 ff

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