Gustav Nottebohm – Zweite Beethoveniana – III – Skizzen zu den Trios Op. 1 Nr. 2 und 3 (Seite 21)

Nachgelassene Aufsätze von Gustav Nottebohm Leipzig, Verlag von J. Rieter Biedermann 1887

Die zu den genannten Trios vorhandenen Skizzen sind nur geeignet, uns einzelne Themen und einige längere Stellen in einer früheren Fassung zu zeigen.*)

Das Hauptthema des ersten Allegros des Trios in G-dur hatte anfangs eine weniger ruhige Führung, als es jetzt hat. Ursprünglich lautete es so

Der dritte Satz desselben Trios war ursprünglich

anders und zum Theil kürzer gefasst, als jetzt. Wie man sieht, hat Beethoven hier dem Satz die Uebersclirift »Menuetto« gegeben. In der ältesten Ausgabe ist der Satz in zwei Stimmen als »Scherzo«, in einer als »Menuetto« bezeichnet. In jeuen scheint ursprünglich auch »Menuetto« gestanden zu haben. Jedenfalls rührt die spätere Bezeichnung »Scherzo« von Beethoven her.

Das Trio zum dritten Satz lautete ursprünglich.

anders und einfacher, als es jetzt lautet. Die ersten Skizzen zum letzten Satz des Trios

bringen das Motiv, mit dem der Satz jetzt anfängt, in entgegengesetzter Bewegung. Eine später geschriebene Skizze

entspricht im Anfang (1er gedruckten Form und bringt bald die Melodie, die im Druck kurz vor dem Schluss des ersten Theils vorkommt. Mit dieser Melodie sollte, wie aus einer auf einem ändern Blatte befindlichen, spätestens im Jahre 1793 geschriebenen Skizze

ervorgelit, ursprünglich ein anderes Stück begonnen werden. Sammtliche Skizzen zum letzten Satz sind im C-Takt geschrieben. Damit wird die Mittheilung Wegeler’s (Biogr. Not. S. 29), Beethoven habe statt des ursprünglichen 1 – Taktes später den f-Takt gewählt, bestätigt.

Eine der ersten Skizzen zum dritten Satz des Trios in C-moll lautet so:

Eine im Anfang des letzten Satzes desselben Trios vorkommende Melodie war ursprünglich in langsamerem Tempo als Anfang eines Claviersukes gedacht.

Eine im nämlichen Satz später vorkommende Melodie war ursprünglich

in einer ändern Taktart, als sie gedruckt ist, gedacht. Jedenfalls hat Beethoven in diesem Satz und auch im letzten Satz des Trios in G-dur Melodien vereinigt, die ursprünglich nicht zusammen gehören.

Die chronologische Ausbeute, welehe die Skizzen liefern, ist ziemlich gering. Gleichzeitig mit der zuerst mitgetheilten Skizze zum Trio in G-dur entstand eine Skizze zum »Opferlied«, und dürften beide Skizzen dem Jahre 1794 angehören. (Vgl. des Verfassers »Beethoveniana«, S. 51.) Die zuletzt mitgetheilten zwei Skizzen zum Trio in C-moll wurden spätestens 1793 geschrieben. Auf der zweiten Seite eines Blattes, welches auf der ersten Seite Entwürfe zum letzten Satz des Trios in G-dur enthält, stehen Entwürfe zum ersten und dritten Satz des Trios in C-moll. Von diesen Entwürfen, von denen wir nur einen zum dritten Satz des letztgenannten Trios gehörenden mitgetheilt haben, kommen die zum Trio in G-dur der gedruckten Fassung sehr nahe, die zum Trio in C-moll aber nicht. Diese Erscheinung ist geeignet, die schon an sich unwahrscheinliche Angabe Schindler’s (Biogr. I, 50), das Trio in C-moll sei von den drei Trios op. 1 das zu allererst vollendete, zu entkräften. Gegen die Annahme Thayer’s (Biogr. I, 239 f.), die Trios op. 1 seien spätestens im Jahre 1793 oder noch in Bonn fertig geworden, kann eine andere Erscheinung geltend gemacht werden. Die zuerst mitgetheilten zwei Skizzen zum 3. und 4. Satz des Trios in G-dur stehen auf den ersten zwei Seiten eines Bogens, der auf den folgenden zwei Seiten Arbeiten enthält, die dem Unterricht Beethoven’s bei Albrechtsberger angehören, und welche in zwei zweistimmigen Fugen und in dem Anfang einer dreistimmigen Fuge bestehen. Letztere müssen also später geschrieben sein, als die vorhergehenden Skizzen. Dass eine lange Zeit zwischen der Beschreibung der ersten und letzten Seite des Bogens hingegangen sei oder dass Beethoven den halbbeschriebenen Bogen von Bonn nach Wien mitgebracht habe, ist nicht wahrscheinlich. Wahrscheinlich ist, dass eine Arbeit durch die andere unterbrochen wurde und dass der Bogen zur Hand lag, als die Fugen geschrieben wurden. Letztere wurden im Jahre 1794 geschrieben. (Vgl. des Verfassers »Beethoven’s Studien», I, 202 f.) Berücksichtigt man nun, dass jene Skizzen noch weit von der endgültigen Form sind, so kann man nicht annehmen, das Trio sei lange vor der Zeit, in der die Fugen geschrieben wurden, fertig geworden; man muss im Gegentheil annehmen, es sei nach jener Zeit fertig geworden. Damit lässt sich das an dem zuletzt erwähnten Orte gewonnene Datum, nach welchem das Trio in G-dur Ende 1794 noch nicht fertig sein konnte, in Einklang bringen. In der chronologischen Bestimmung der Trios op. 1 wird immerhin einiges unsicher bleiben, namentlich in Betreff des Trios in Es-dur. Skizzen zu diesem Trio haben sich nicht gefunden.

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