Gustav Nottebohm – Zweite Beethoveniana – II – Skizzen zur Ouverture Op 115 (Seite 14)

Nachgelassene Aufsätze von Gustav Nottebohm Leipzig, Verlag von J. Rieter Biedermann 1887

Es haben sich in dem letzten Jahren an verschiedenen Orten Entwürfe gefunden, welche geeignet sind, das in einem früheren Artikel über die Ouvertüre Op. 115 Gesagte zu vervollständigen.*) Wir fassen das gesammte Material, wie es nun vorliegt, hier zusammen und nehmen es in chronologischer Ordnung vor.  Die ersten Würfe geschahen um die Mitte des Jahres 1809, zur Zeit, als die Franzosen in Wien waren.**) Hier beginnt die Geschichte der Ouvertüre. Wir den Anlegen fang der nur aus abgebrochenen Skizzen bestehenden Arbeit hier vor.

Später erscheint diese

Die vorgelegten Skizzen beweisen, dass, bevor sie geschrieben wurden, dal Thema der Ouvertüre noch nicht gefunden war. Man kann in ihnen beobachten, wie einige Motive sich nach und nach vordrängen, wie andere zuruektreten und wie das Thema langsam, aber immer deutlicher zum Vorschein kommt. Die zwischen den Skizzen vorkommende Bemerkung lässt über deren Bestimmung keinen Zweifel und auch darüber nicht, dass Beethoven nicht daran dachte, für den Namenstag unsere Kaisers,« wie es im Autograph heisst, eine Ouvertüre zu schreiben. Die Arbeit blieb nun liegen. Spätestens im Jahre 1811 wurde sie wieder anfgenommen, zuerst in G-dur,

dann in der ursprünglichen Tonart Es-dur.*)

Diese letzte Skizze, von der wir nur den Anfang und auch diesen nicht vollständig hergesetzt haben (weggelassen sind Takt 38 bis 67 der Skizze), zieht sieh ohne Unterbrechung lange fort. Die Modulation wendet sieh im ersten Theil nach G-dur, in welcher Tonart dann das Seitenthema eintritt. Man sieht, die Grundbestandteile der Ouvertüre Op. 115, wie sie gedruckt ist, sind gefunden. Beethoven hat angefaugen, die Skizze auszuführen. Bruchstücke der angefangenen Partitur sind vorhanden.*) Ein Bruchstück ist anderwärts (Beethoveniana S. 39) mitgetlieilt. Ein anderes (für die 1. Violine) stehe hier.

Was in diesen Bruchstücken steht, kommt mit einigen Abweichungen auch in der zuletzt angeführten Skizze vor. Dass das Ganze eine Ouvertüre werden sollte, kann nun nicht bezweifelt werden. Zum dritten Mal wurde die Arbeit vorgenonmien im Jahre 1812. Hier sollte Schillers Hymne an die Freude eingewoben werden,*) Auch wird die Tonart C-dur gewählt. Ueber diese Arbeit ist an einem ändern Orte (Beethoveniana S. 40) berichtet worden. Aus der vierten Vornahme endlich ist die gedruckte Ouvertüre hervorgegangen. Skizzen dazu finden sich in drei Skizzenbtichern, von denen zwei dem Jahre 1814, eines dem Jahre 1815 angehört**). Die ersten Skizzen, die dieser Vornahme angehören, haben noch den f-Takt. Einige Zeit später geschriebene

nicht mehr. Eine andere Aenderung betrifft das im Thema wiederkehrende, in den bis zum Jahre 1812 geschriebenen Skizzen so lautende Motiv, das in den ersten im Jahr 1814 geschriebenen Skizzen so umgebildet ist. Wir vermuthen, dass Beethoven das Motiv nur aus dem Grunde änderte, um eine Aehnlichkeit mit Stellen im dritten

Satz der inzwischen fertig gewordenen siebenten Symphonie zu vermeiden,*) Die letzten Stellen,

die der Arbeit zur Ouvertüre angeboren, wurden ungefähr im März 1815 geschrieben.**) Dieses Datum steht mit dem zu Anfang des Autographs angegebenen Datum (1. Oetober 1814) im Widerspruch. Dieser Widerspruch ist zu lösen. Beethoven hat das Datum beigefiigt, als er die Partitur zu schreiben anfing, hat aber, weil die Aufführung der Ouvertüre am Namenstag des Kaisers unterblieb, die Reinschrift unterbrochen und erst nach einigen oder mehreren Monaten wieder aufgenommen. bei welcher Arbei dann jene Stellen, die sämmtlich nur gegen den Schluss der Ouvertüre Vorkommen oder da verwendet wurden, versuchsweise hingeschrieben wurden.

Das kurze Ergebniss der Skizzen ist: Beethoven hat dreimal zur Arbeit angesetzt und wieder abgesetzt, und erst beim vierten Male ist der ursprüngliche Gedanke, eine Ouvertüre zu schreiben, zur Ausführung gekommen. Zwischen der ersten und der letzten Note, die geschrieben wurde, liegen gegen sechs Jahre.

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